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Es gibt einige Dinge, die Herr Shako in seinem Leben einfach mal 20 bis 25 Jahre zu spät macht. Sei es, nach Poona in Indien zu fliegen, wo sehr viel früher einmal Herr Osho (damals noch lebendig und auch unter dem Namen "Bhagwan" bekannt) weilte und seine vielen Rolls Royces parkte, sei es, mal ein paar Bewusstsein fördernde Substanzen auszuprobieren, endlich Plato oder Alice Miller zu lesen, auf seine alten Tage zu versuchen, nochmal Kontrabass zu lernen oder eben - wie gestern Abend - zum ersten Mal ein Konzert der gleichfalls in die Jahre gekommenen Industrial-Band-Legende "Einstürzende Neubauten" zu besuchen.
Die begingen nämlich ihr 25-jähriges, gaben ein "Best-of" -Programm und man munkelt, die daran sich anschließende Tournee werde wohl nun auf sehr lange Sicht die letzte bleiben (nur noch Studio-Aufnahmen in Zukunft - wie weiland bei den Beatles !).
Insofern durfte ich da wohl, dank der großzügigen Einladung (Gästeliste!) durch Freund Hendrik, der ja bekanntermaßen wissenschaftlicher Mitarbeiter des Neubauten-Schlagwerkers N.U. Unruh ist, einem kleinen historischen Ereignis beiwohnen. Sogar mit Backstage- Zugang, wo dann die älteren Herren anschließend alle fleißig das neu erschienene Buch signierten - außer Herrn Bargeld, der, wie man hörte, etwas angesäuert ob eines ungebetenen Besuchs schmollend und fauchend in der Garderobe sitzen blieb. Dafür war Ben Becker da und eine Menge sehr kultiviert ausschauender, aparter junger Damen, die den älteren Herren den Hof machten (Groupies hab ich jetzt nicht gesacht) ...
Was aber hat Herr Shako nun erlebt? - Für jemanden, der sonst - wenn er es sich gerade leisten kann - am liebsten Auftritte richtig alten Jazzer-Urgesteins besucht (wie beispielsweise letztes Jahr das Super-Konzert von Pharoah Sanders im Tränenpalast) und der in seiner Jugend um Punk und Artverwandtes immer einen sehr großen Bogen gemacht hat, doch eine beträchtliche Herausforderung. Es war vor allem erst mal - laut. - Sehr laut. Wie groß der Masochismus der Leute sein muss, die sich da am vorderen Bühnenrand direkt vor den Boxen 2 Stunden lang ohne jeden Ohrenschutz aufhielten, lässt sich eigentlich nur erahnen. Also erstmal Ohren zu und durch. Zeitweilig kamen ketzerische Gedanken auf, wie denn um alles in der Welt die anhaltende (natürlich gut gemachte) Lärm- und Krachkulisse im Zusammenhang mit dem immergleichen monotonen Rezitativ von Herrn Bargeld - nur hin und wieder unterbrochen durch sein durchdringendes fledermausartiges Gekreisch - jemals in den Genuss gekommen sein mag, als "Musik" durchzugehen, aber is schon klar, das ist es natürlich nicht, worauf es ankommt bei den "Neubauten". Aber es war jetzt wohl - zumindest für Herrn Shako - einfach eben mal 25 Jahre zu spät - vielleicht wäre es 1980 noch eine Offenbarung gewesen. Man wird halt älter! Und das Abfeiern eines nicht mehr wirklich im aktuellen Zeitgeist verwurzelten anachronistischen Krachmacherpathos (das zudem in der eigenen Biografie nicht unbedingt auf große Resonanz gestoßen ist) zu einem sehr merkwürdigen Ritual. Dass es sich hier in der Tat um ein Requiem auf einen Mythos handelte, war klar und konnte man auch beim Blick in die Reihen des Publikums leicht erkennen: jede Menge zart angegrauter Herrschaften, denen man die möglicherweise bewegte Vergangenheit nicht mehr unbedingt anzusehen vermochte, die aber in einträchtigem Gleichklang mit Alt- und Neu-Punks, hornbebrillten Kunststudenten, aufgedonnerten Gothic-Frauen und milchgesichtigen Pennälern einmütig und vor allem sehr andächtig zum Rhythmus mit den Köpfen auf und ab wippten ...
Es gab allerdings schon auch ein paar sehr schöne Momente - selbst für einen Saurier wie Herrn Shako. Wenn Herr Chudy aka N.U. Unruh den Geräusche-Clown machte zum Beispiel und dem sonstigen Teutonen-Ernst so das dringend notwendige ironische und anarchische Element dazugab; wenn exotische und eigenartige, selbstgebaute Instrumente vorgeführt wurden oder wenn - jaja, ich werde alt - ein paar ruhigere und/oder subtilere Stücke gegeben wurden. Das Bargeld-Evangelium "Redukt" beispielsweise. Oder auch neuere Sachen, wie das Titelstück der aktuellen CD "Perpetuum mobile", das schon ein sehr schönes Stück ist und live nochmal eine ganze Ecke zündender rüberkam. Man darf also zumindest immer noch auf das Spätwerk gespannt sein!
Wofür Herr Shako allerdings wahrscheinlich nochmal 25 Jahre brauchen wird, ist, sich endlich einmal eine vernünftige Digitalkamera zuzulegen. Deshalb kann die oben eingeklebte Fotografie eigentlich auch nur dem Beweise dienen, dass er da war. Um eine repräsentative Wiedergabe der atmosphärischen Gegebenheiten handelt es sich hierbei nicht unbedingt ...
Hier gibts die aktuellen Tourdaten.
Hier noch ein sehr schöner Artikel über die "Kult-Band"
(Zitat: "Die Einstürzenden Neubauten
sind der beständigste April-Scherz der Musikgeschichte ...")
Und hier: Herr Unruh in meiner Küche ... !
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Um Herrn Bargeld machen Sie sich mal keine Sorgen, der hatte schon immer schlechte Laune oder eine Erkältung oder gar beides. Das war Anfang der 80er auf seinen Konzerten nicht anders.
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Oder signieren Sie inzwischen auch schon alles, was Ihnen zwischen die Finger kommt, so wie der Herr Beuys?
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Die eBay-Geschichte erzähle ich Ihnen mal bei einem Bier, ist lustiger.
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Bier und eBay, das klingt gut. Nur ein bisschen virtuell zur Zeit.
Oder kommen Sie mal wieder her?
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