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Sonntag, 1. Februar 2004
Irrenhaus Berlin vs. Novitel
Da war ja diese Woche ganz schön was los im gleichnamigen Weblog meines Freundes Hendrik! Der hatte vor einiger Zeit ja mal einen etwas frechen Beitrag über einen seiner Call-Center-Jobs geschrieben und bloß im Nebensatz einen ehemaligen Arbeitgeber (Novitel) erwähnt. Um diese Firma und ihr Geschäftsgebaren entsponn sich aber daraufhin in den Leserkommentaren eine rege Diskussion. Wahrscheinlich hat die Geschäftsführung über Google (Suchwort:"Novitel" - inzwischen sehr lustig!) davon Wind bekommen und reagierte Mitte letzter Woche mit Klageandrohung und Strafanzeige wegen angeblicher "Verleumdung" an den Betreiber von blogger.de, Dirk Olbertz sowie den Verfasser der Kommentare und natürlich an Hendrik - incl. Schadensersatzforderungen in Höhe von 25.000 Euro, wobei sie pikanterweise für sich das "Markenrecht" in Anspruch nimmt und jede Erwähnung des Namens "Novitel" untersagen möchte.
Zunächst ratlos bis panisch beratschlagten Hendrik (den ich zu der Zeit gerade in seiner Villa Sonnenschein besuchte) und ich, was denn nun zu tun sei, schrieben einen Hilferuf an die Taz, die über diese Firma ja auch schon einmal (nicht gerade wohlwollend) berichtet hatte und nahmen zeitweilig sämtliche Kommentare vom Netz. Unterdessen waren aber die Seitenaufrufe von Hendriks Blog bereits in schwindelnde Höhen gestiegen. Eine am darauffolgenden Tag im Hilfeforum von blogger.de gepostete Anfrage zur Rechtslage bzw. nach eventuellem juristischen Beistand brachte dazu dann die Erklärung in Form einer Nachricht von Dirk Olbertz. Der hatte nämlich den inzwischen weiter gediehenen Schriftwechsel zwischen ihm und der Firma Novitel in seinen Blog gestellt, wodurch dann der "Schockwellenreiter" - das deutschsprachige Blogger-Zentralorgan schlechthin - auf ihn aufmerkam wurde und einen süffisanten Kommentar verfasste - und sich dabei besonders über die eigenwillige Interpretation des Markenrechts mokierte und sich genüsslich zum Verstoß gegen selbiges bekannte.
Von Stund an waren nicht nur die Seitenaufrufe bei Hendrik explodiert, sondern hatten sich sowohl Hendriks Story als auch die überzogene Firmenreaktion in Windeseile in der Blogger-Community verbreitet - mit dem Ergebnis, dass man nun, zumindest bei Google (Suchanfrage "Novitel"), an beiden nicht mehr vorbeikommt.
Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. Sowohl Dirk Olbertz wie auch der Verfasser der inkriminierten Kommentare scheinen einer Klage mit Gelassenheit entgegenzusehen - sicher nicht zuletzt auch aufgrund der zahlreichen Hinweise aus den Blogs und Foren hinsichtlich deren rechtlicher Unhaltbarkeit.
In wie weit Novitel sich von der unangenehmen Publicity jemals wieder erholen wird, ist fraglich. Inzwischen ist wohl auch, laut Beobachtern, bereits Polizei bei Novitel gesichtet worden ...
Wer die ganze Story lesen und wissen will, was seither noch alles passiert ist: Hier lang ... ;-) (und vor allem in den Kommentaren lesen, die sind das Interessanteste ...!)

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